21. November – 1. Dezember 2024
10 Tage mit Milo Rau
Aufführungen, Gespräche, Filmvorführungen, Lesungen...
In dieser Saison widmet sich das Maillon einer der originellsten Handschriften der zeitgenössischen Regie. Nach dem Prinzip des „globalen Realismus“, das Milo Rau seit über 15 Jahren wirkungsvoll auf den größten europäischen Bühnen umsetzt, erforscht der Schweizer Regisseur und derzeitiger Leiter der Wiener Festwochen die blinden Flecken der Welt. Sein zutiefst am Menschen interessiertes Theater ruft auf der Bühne nicht nur unterschiedliche Zeiten und Orte auf, sondern verbindet die Wucht filmischer Bilder mit der Präsenz der Körper, was eines seiner Markenzeichen ist. Er durchforstet das Gedächtnis Europas, lenkt den Blick auf die gesellschaftlichen Verwerfungen, Verbrechen und Tabus von heute oder legt den Finger in die Wunden individueller Erfahrungen und sozialer Versehrtheit. In einer einzigartigen Geste, die Ethik und Ästhetik miteinander verbindet, dokumentiert er Realität und macht uns auch für das Tragische wieder empfänglich.
Im Rahmen von Paysage lädt das Maillon nun schon im vierten Jahr ein, maßgeblichen Impulsgeber:innen des zeitgenössischen Theaters nicht nur in einzelnen Gastspielen zu begegnen, sondern sie zehn Tage lang in verschiedenen Facetten kennen, verstehen, vielleicht lieben zu lernen. Milo Raus inzwischen umfangreiches Repertoire lässt uns die Wahl: Das verbindende Moment liegt diesmal in der überraschenden, klugen und empathischen Art und Weise, auf antike Mythen auszugreifen, um seinen aufrüttelnden Beobachtungen von der Welt heute eine besondere Farbe und Tiefenschärfe zu verleihen.
Barbara Engelhardt, Theaterleiterin