Medea’s Children , Milo Rau

Milo Rau schöpft den Stoff für seine Arbeiten oft aus der Geschichte, aber auch Tatsachenberichte können Ausgangspunkt sein. Nicht aus Sensationslust, sondern weil persönliche Tragödien oft unser Verständnis für menschliches Handeln auf die Probe stellen. So auch in Medea's Children: 2007 tötet eine Mutter ihre fünf Kinder auf brutale Weise in Belgien. In dem unbegreiflichen Drama klingt der Mythos Medeas an, jener Kindsmörderin, die dem griechischen Helden Jason zur Seite steht, in der Fremde Kinder gebärt und dann verlassen wird. Während in der Tradition der antiken Tragödie die Kinder unsichtbar gemacht werden, überlässt ihnen Milo Rau (fast vollständig) die Bühne. Mit entwaffnender Spontaneität und berührender Direktheit verknüpfen sie die beiden Dramen in einem faszinierenden Wechselspiel zwischen Realität, Fiktion, Film und Theater, in dem die Tat selbst nicht ausgespart wird.